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Agenturleben
Geschäftsmodelle & KI

Wie KI das Geschäft von Designagenturen verändert

Im Juli 2023 interviewte Stefan Schasche (W&V) Martina Lewis zusammen mit Burkhard Müller (Mutador), Lukas Cottrell (Peter Schmidt Group), Christoph Faschian (denkwerk), Thomas Norgall (hw.design), Mirco Wüstholz (Von Helden und Gestalten) und Irmgard Hesse (Zeichen & Wunder) zu den Auswirkungen von KI auf unser Geschäft. 
Neben dem W&V Artikel finden Sie hier auch das vollständige Interview mit Martina.

Lehnbachhaus Ausstellung: Fragment of an Infinite Discourse.
Ein Ausschnitt der Lehnbachhaus Ausstellung »Fragment of an Infinite Discourse.«
Quelle: Lehnbachhaus

Der Einsatz von KI führt zu einer Flut von Designs, Content und vermeintlich perfekten Bildern. Das hat elementare Konsequenzen sowohl für die Arbeitsweise als auch für die Geschäftsmodelle der Designagenturen im Lande.

W&V: Welchen Einfluss hat der Einsatz von KI auf die Wachstumsstrategie von Design-Agenturen?

… schnell mal ChatGPT fragen: »Der Einsatz von KI kann definitiv einen positiven Einfluss auf die Wachstumsstrategie von Design-Agenturen haben. KI-Technologien ermöglichen es Design-Agenturen, effizienter zu arbeiten und innovative Lösungen anzubieten. Durch den Einsatz von KI können repetitive Aufgaben automatisiert werden, was Zeit und Ressourcen spart. Außerdem können KI-Algorithmen dabei helfen, Daten zu analysieren und Trends zu identifizieren, was zu einer besseren Kundenansprache und einer verbesserten Produktentwicklung führen kann.« Bäm. Arbeitsaufwand 10 Sekunden.

Inhaltlich richtig, aber nicht die Antwort auf die Frage. Denn diese Antwort kann jeder geben. Jederzeit. Identisch. Dazu braucht es keinen Antwortgeber.

Wir bei BRANDCODE verfolgen eine Wachstumsstrategie, die sich aus den Anforderungen und Bedürfnissen unserer Kunden ableitet und wachsen so, wie es sich für uns richtig anfühlt. Dabei spielen Marktanforderungen natürlich eine Rolle, aber sie treiben uns nicht an. Wir konzentrieren uns auch nicht darauf, unser Angebot so zu optimieren, dass wir uns jedes Jahr selbst übertreffen.

Der Schwerpunkt unserer Arbeit liegt in der konzeptionellen, strategischen und kreativen Lösungsfindung. Die ausführende Leistung ist dabei natürlich ein Punkt, aber nicht der, in dem wir uns abheben - weder von der (relevanten) Konkurrenz noch von KI-Tools, die unbestreitbar bestimmte Leistungen obsolet und/oder besser machen können.

W&V: Wie ändert sich durch KI die Arbeit mit und für den Kunden?

Wie jede andere technologische Innovation in der Vergangenheit verändert KI die Art und Weise, wie wir entwerfen, arbeiten und kommunizieren.

Als Designer streben wir ständig danach, in unserer Arbeit kreativer und innovativer zu sein. Wir suchen nach neuen Wegen, um die Grenzen des Designs zu erweitern und etwas wirklich Einzigartiges zu schaffen. Mit den jüngsten Fortschritten im Bereich der künstlichen Intelligenz wird es zunehmend möglich, diese zur Verbesserung des kreativen Prozesses einzusetzen. Sie hilft uns, kreative Ideen zu entwickeln, bestehende Designs zu optimieren und in einigen Fällen sogar komplexe Designs zu erstellen.

Künstliche Intelligenz wird somit immer mehr zu einem integralen Bestandteil des kreativen Prozesses. KI revolutioniert die Art und Weise, wie wir über Design denken und es angehen, und hat einen tiefgreifenden Einfluss auf unsere Kreativität und Designleistung.

W&V: Inwiefern muss sich das Angebot ändern, um als Designagentur für die Kunden relevant und wichtig zu bleiben? (Die ja schließlich auch selber auf KI-Tools zugreifen können bzw. könnten)

Der Einsatz künstlicher Intelligenz im Designprozess kann für Agenturen und Kunden von großem Nutzen sein. KI-Tools können mühsame Aufgaben wie die Erstellung von Bildern und Grafiken automatisieren, sodass sich Designer auf die kreativen Aspekte ihrer Arbeit konzentrieren können. Diese Technologie hat auch das Potenzial, außergewöhnliche visuelle Ergebnisse zu erzeugen, die die Corporate Identity eines Unternehmens widerspiegeln können. Damit könnte der inflationäre Einsatz von Stockmaterial etwas eingedämmt und überraschende, einzigartige Bildwelten geschaffen werden. Dem können wir nur zustimmen.

Es ist bekannt, dass KI Nutzerdaten analysieren kann, um die Präferenzen und das Verhalten der Kunden besser zu verstehen. Dies hilft, Kontaktpunkte so zu gestalten, dass sie von der Zielgruppe besser angenommen werden und die Kundenbindung stärken. Mit der zunehmenden Verbreitung von KI-Tools können Unternehmen diese Fähigkeiten direkter nutzen, um von Ihren Nutzern zu lernen. Dies hat auch zur Folge, dass Design nicht mehr eine Frage des individuellen Geschmacks ist, sondern objektiver und analytischer beurteilt werden kann.

Insgesamt kann der Einsatz von KI im Designprozess viele Möglichkeiten eröffnen. 
Entscheidend ist, dass die strategische und inhaltliche Fragestellung eines Projektes in enger Zusammenarbeit zwischen Agentur und Kunde entwickelt wird und die Designergebnisse bewusst erarbeitet und ausgewählt werden. Ansonsten besteht die Gefahr, dass zunehmend ein homogenes Erscheinungsbild für verschiedene Marken entsteht. Wenn mehrere Unternehmen dasselbe KI-Tool zur Erstellung ihrer Designs verwenden, beginnen ihre Identitäten sich zu ähneln.

W&V: Muss man (jetzt schon oder auch zukünftig) durch KI andere Dienste anbieten als in der Vergangenheit?

Natürlich. Aber das ist ein normaler Prozess, der nicht nur durch immer bessere KI-Tools entstanden ist. Seit jeher ist es unsere Aufgabe als Designer, Lösungen für die Fragen und Probleme unserer Zeit zu entwickeln. Dabei haben sich nicht nur die Themen verändert, sondern auch die Medien, ihre Nutzung, die Erwartungen und Gewohnheiten der Zielgruppen. Und natürlich die Werkzeuge, derer wir uns bedienen. Denken, planen, träumen und gestalten können und müssen wir nach wie vor selbst.

Text: Martina Lewis

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