Kopfhörer auf und gleich beginnen die 1,5 Stunden DEPT® Talks zum Thema »Trends 2023«. Gut, das Internet bricht immer wieder ab — wenn es denn mal da ist. Aber es gibt auch Abschnitte, die man sich am Stück anhören kann. Wer sagt denn, dass wir in Deutschland digital hinterherhinken!
Trends 2023…
Jetzt kommt der große Sprung in eine »neue« Welt! Natürlich sind die Talks live digital, aber die Sprecher stehen auch noch irgendwo im Metaverse und präsentieren im dreidimensionalen Raum, der ein wenig an die alten 80er Jahre Science Fiction Welten erinnert. Fehlt uns die Vorstellungskraft für eine wirklich neue Welt? Warum liegen im Metaverse Kabel auf der Straße, bei denen ich jeden Moment befürchten muss, dass der Vortragende darüber stolpert? Doch kein WLAN in der Zukunft? Ich wusste es. Eigentlich ist die Bahn schon ganz vorne dabei. Nur das Kabel fehlt mir gerade. Kommt sicher noch.
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»You don't have to be huge or famous, as long as you are: Hyper innovative. Hyper creative. Hyper authentic. Hyper personal. Hyper sustainable.« Hyper, Hyper. Gab es da nicht einen Song?
Nach dem ersten Vortrag weiß ich: Ich brauche Accounts. Bei Roblox, Fortnite Creative, DEPT Open Journey… Ich bin ja komplett draußen! Ich habe noch keinen virtuellen Sneaker und habe auch noch nie ein Wearable auf Snapchat via Garment Transfer anprobiert.
Nächste Folie: in 2023 reden wir nicht mehr über »NFTs« — das war 2022! Mist!!! Hat Corona mir irgendwie zwei Jahre geklaut und ich habe es nicht mitbekommen oder was ist da los? NFTs sind jetzt »Collectible«, »Receipt«, »Ticket«, »Id«. Cool, wenigstens das verstehe ich jetzt wieder. Ein paar Jahre übersprungen, ohne mich allzu tief in Themen einarbeiten zu müssen, die ich sowieso nicht verstanden habe. Ich bin wieder dabei!
Zwei Talks später geht es um Gen Z. Die Generation, die zwischen 1997 und 2012 geboren wurde und mit der wir uns gerade etwas schwer tun. Aber war das in der Geschichte nicht schon immer so? Doch, natürlich. Nur sind wir jetzt dran, uns mit den Generationsunterschieden zu beschäftigen. Und zwar in der Kommunikation nicht nur mit den direkten Verwandten, sondern mit 20 Prozent der Weltbevölkerung: den Usern, den Kunden für Produkte, den potenziellen Mitarbeitern von morgen, den Studieninteressierten an den Hochschulen. Menschen also, mit denen wir kommunizieren müssen. Die uns verstehen sollen. Und die wir wiederum verstehen müssen. Und zwar so, wie sie sind und wie sie geworden sind, weil wir die Generationen vor ihnen waren.
Würden wir unsere Eltern fragen, mit welchen Verhaltensweisen sie bei uns nicht klargekommen sind: die Liste wäre lang. Wenn wir also nicht die nörgelnde Elterngeneration sein wollen, sollten wir genauer hinschauen. Aber auch nicht nur zuschauen. Nur weil wir Dinge nicht verstehen und nicht wissen, wie wir damit umgehen sollen, sind wir nicht aus der Verantwortung entlassen. Aber das ist ein anderes Thema.
»Gen Z habits disrupting the xyz industry.« Das ist gut. Wer sagt, dass wir bisher alles richtig gemacht haben? Wäre es möglich die digitalen Monologe aufzulösen, die durch unsere Bequemlichkeit entstanden sind. Suchen: Google. Einkaufen: Amazon. Wo trifft man seine Freunde: auf Facebook?
Es ist ein Schock zu hören, dass TikTok die Suchmaschine der Gen Z ist. TikTok? Eine Suchmaschine? Ich kann es mir nicht vorstellen, aber ich werde es mir anschauen. Müssen.
Vieles stimmt mich positiv. Modelabels führen geschlechtsneutrales Shopping ein, Greenwashing funktioniert nicht mehr und wird hart bestraft, kleine Marken riskieren etwas und haben die Kanäle, um gesehen zu werden, usw. usf. Und wir sehen einer Cookie-freien Zukunft entgegen. Wir müssen keine lästigen Layer mehr für unsere Kunden einbauen, die dann so schnell wie möglich ungelesen weggeklickt werden. Sie stören nur die User Experience und jeder mündige Mensch weiß ohnehin, wie die digitale Welt funktioniert.
Die Gen Z will Marken, die halten, was sie versprechen — who walk the walk. Ich auch.
Nur noch 20 Minuten und wir sind am Ziel. Ich hoffe, dass das Internet hält und ich den letzten Talk bis zum Ende sehen kann. Heute sind die Frauen als Rednerinnen in der Überzahl und die letzte Dame ist »Global Impact Manager«. Wow.
Ein Blick zurück ins Jahr 2022. Damals sprach man noch von NFTs, ihr erinnert euch. Wir versuchen die Nachwehen der Pandemie zu heilen, die nicht nur unser persönliches Gesundheitsbewusstsein geschärft hat, sondern unsere gesamte (Arbeits)Welt auf den Kopf gestellt hat. 2022: Naturkatastrophen unglaublichen Ausmaßes, Kriege, Befreiungskriege, Mangel und ungerechter Überfluss.
Aber auch Mut, Hoffnung, Solidarität, Kompromissbereitschaft und Kompromisslosigkeit.
Ich bin froh, in dieser Zeit zu leben. Und ich liebe die Vorstellung, dass irgendwo auf der Welt 880 BRANDCODE-Bäume stehen, jeder für einen Menschen, der uns in den letzten Jahren nahe war. Zusammen wachsen sie und schaffen Zukunft. Ganz real.
Text: Martina Lewis